Bei einem fetalen Hydrothorax handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung (Erguss) in einer oder beiden Brusthöhlen eines ungeborenen Kindes – in den meisten Fällen ein Aufstau gelblich-klarer Lymphflüssigkeit (primärer Chylothorax), der nach der Geburt über Tage bis Wochen wieder verschwindet. Schwere und dann meistens nicht behandelbare Stoffwechselstörungen oder Erbgutfehler als Ursache liegen nur selten vor. In solchen Fällen bleibt die Prognose auch nach erfolgreicher vorgeburtlicher Therapie sehr ungünstig.
Ist Ihr Baby von einem beidseitigen Hydrothorax betroffen, werden beide Lungen durch die immer weiter zunehmende Flüssigkeitsmenge an ihrer Entfaltung gehindert. Auf diese Weise kann es zu einer ausgeprägten Unterentwicklung beider Lungen (Lungenhypoplasie) kommen. Weil durch den Druck der Flüssigkeitsansammlung aber auch die kindliche Herzfunktion und Mutterkuchendurchblutung oft erheblich beeinträchtigt werden, ist ein unbehandelter beidseitiger Hydrothorax häufig schon im Mutterleib tödlich für das betroffene Kind.
Sono-Bild: Beidseitiger Hydrothorax vor Drainage
Befindet sich der Hydrothorax auf nur einer Seite, sind engmaschige Verlaufskontrollen erforderlich, und es kann erst einmal abgewartet werden. Aber auch hier kann ein vorgeburtlicher Eingriff erforderlich werden, wenn der Erguss schnell zunimmt oder schon sehr groß ist und die Füllung des Herzens beeinträchtigt.
Am DZFT bieten wir seit Mai 2014 ein neues minimal-invasives Verfahren an, mit dem große Ergüsse in beiden Brusthälften Ihres noch nicht geborenen Kindes über nur einen einzigen kleinen Zugang – statt wie sonst üblich über zwei separate Punktionen – dauerhaft entfernt werden können. Daneben werden wesentlich längere Shunts verwendet, sodass die Gefahr, dass von außen Fruchtwasser in den Brustkorb des Kindes gelangt und dort Entzündungsvorgänge auslöst, minimiert wird.
Bild: Hydrothorax-Shunt
Bild: Shunt-Insertion im Ablauf
Dieses viel weniger traumatische Verfahren reduziert das Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung deutlich. Durch Gabe von Schlaf- und Schmerzmitteln kann der Eingriff für Schwangere und Kind sicherer und schmerzlos durchgeführt werden.
Die Herzfunktion Ihres Kindes kann auf diese Weise in kürzester Zeit normalisiert werden. In weniger schweren Fällen entfalten sich seine Lungen umgehend wieder und wachsen weiter, sodass Ihr Kind nach seiner Geburt gut behandelbar ist.
Bild: Beidseitiger Hydrothorax nach Drainage
Bei manchen Ungeborenen entfalten sich die Lungen trotz Drainage nicht ausreichend und bleiben klein und schlecht durchblutet. Diese Verläufe betreffen üblicherweise Kinder mit Down-Syndrom, Turner-Syndrom oder Noonan-Syndrom. Bei diesen kann nach Shuntanlage die Luftröhre noch mit einem kleinen Ballon verschlossen werden (FETO). Auf diese Weise ist noch ein deutliches Aufholwachstum ihre Lungen erreichbar und ihre Durchblutung kann verbessert werden. Beide Vorteile optimieren die nachgeburtlichen Behandlungschancen auch dieser Kinder.
Grundsätzlich gilt: Eine Schwangere, deren Kind von einem Hydrothorax betroffen ist, sollte sich bei zunehmend auftretendem Druck im Bauch und ziehenden Schmerzen im Unterbauch sofort in einer Frauenklinik vorstellen: Bei dieser Erkrankung kommt es häufig zu einer starken Vermehrung der Fruchtwassermenge, die im Verlaufe der Schwangerschaft mitunter drainiert werden muss, um vorzeitigen Wehen, einem Blasensprung, einer Muttermundseröffnung und einer Frühgeburt vorzubeugen.
Wassereinlagerungen in Gewebe und Körperhöhlen der Schwangeren selbst können ebenfalls auftreten („Mirror-Syndrom“). Charakteristisch hierfür sind eine plötzliche deutliche Gewichtszunahme sowie zunehmende Wassereinlagerungen (Ödeme) in beiden Unterschenkeln sowie Atemnot. Hierbei handelt es sich um einen Notfall und Sie sollten sich umgehend in geburtshilfliche Betreuung begeben.
Ein Mirror-Syndrom kann sich nach fetaler Therapie bessern. Dennoch ist bei schwerer mütterlicher Symptomatik eine vorzeitige Entbindung indiziert. Auch andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik sind auszuschließen.
Patientenkomfort und -sicherheit stehen für uns an erster Stelle
Alle vorgeburtlichen Shuntanlagen bei Ungeborenen mit Hydrothorax werden am DZFT zwischen der 18. und 32. Schwangerschaftswoche in einem Operationssaal in einer kurzen Narkose mit Antibiotikaprophylaxe durchgeführt.
Durch diese Maßnahmen liegt die technische Erfolgsrate – selbst bei sehr schwierigen Bedingungen – an unserem Zentrum deutlich über 90%. Eingriffsbedingte Infektionen werden nicht beobachtet. Daneben kommt es seltener zu Blasensprung, kindlichen Komplikationen oder Infektionen. Auch der eingriffsbedingte Stress für Mutter und Kind wird auf ein Minimum reduziert. Dies ist insbesondere auch bei wiederholten Eingriffen von unverzichtbarem Vorteil.
So unglaublich dies klingen mag – mütterliche und kindliche Schmerztherapie sowie eine Infektionsprophylaxe durch die Durchführung von Eingriffen in einem dezidierten Operationssaal unter Gabe von Antibiotika sind bei vorgeburtlichen Eingriffen in Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit! Wir empfehlen Ihnen unbedingt, auch diese Faktoren bei der Auswahl Ihres Behandlungszentrums zu berücksichtigen!
Bei weiteren Fragen zur minimal-invasiven Diagnostik und Behandlung des fetalen Hydrothorax oder um sich eine Zweitmeinung einzuholen kontaktieren Sie das DZFT bitte täglich zwischen 10 und 17 Uhr unter der Nummer 0175/597-1213 oder senden Sie uns eine E-Mail. Falls Sie nur den Anrufbeantworter erreichen, hinterlassen Sie bitte Ihren Namen sowie eine Telefonnummer, unter der wir Sie zurückrufen können.
Sollten Sie sich bereits zur Durchführung eines Eingriffs an einer anderen Klinik entschieden haben: Wir beraten Sie auch in diesem Falle gern und bieten eine prognostische Zweitmeinung zur Erkrankung und Therapie Ihres Kindes an.
Hinweis: Die Inhalte unserer Internetseiten sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt und stellen in keiner Weise einen Ersatz für persönliche Beratungen durch uns oder andere auf diesem Gebiet anerkannte Fachärzte dar. Bei allen individuellen Fragen und Entscheidungen rund um Ihre Gesundheit und die Ihres Kindes empfehlen wir Ihnen und Ihren Angehörigen dringend, sich in jedem Fall persönlich an uns, Ihren Arzt und/oder andere Experten zu wenden.